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Frühling auf Rügen

28.03.2023
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Königsstuhl NKZ Lehmann, Potthoff.mikezwei, Erich Westendarp, eak, pixabay

Deutschlands größte Insel ist immer gut für einen Urlaub, besonders aber im Frühling. Camper spüren dann, wie auf dem Ostsee-Eiland das Leben erwacht. Tipps für einen gelungenen Saisonstart am Meer.

Endlich kribbelt sie wieder, die Reiselust, schlummerte sie doch in der kalten, dunklen Jahreszeit im Winterschlaf und war zuvor von Corona viel zu lange ausgebremst. Wie wär’s mit Kurs Nordost? Dort erhebt sich vor den Toren der Hansestadt Stralsund die Ostseeinsel Rügen. Dass dort Vielfalt zu erwarten ist, lässt schon ihre Fläche vermuten: Mit 926 Quadratkilometern ist Rügen größer als Berlin und rangiert damit deutlich auf Platz eins der deutschen Inseln vor Usedom mit gerade mal 373 Quadratkilometern. So viel Platz verspricht ein umfangreiches Freizeit- und Übernachtungsangebot. Und tatsächlich ist die Liste an Campingplätzen lang und abwechslungsreich. Mobile Urlauber, ob Paare oder Familien, stehen nahe an schönen Städten ebenso wie dicht bei Stränden oder am waldreichen Nationalpark Jasmund. Tipp: Auf jeden Fall Wanderschuhe und Fahrrad mitnehmen. Damit lässt sich die Insel Rügen am besten kennenlernen.

Übrigens: Kein Ort auf Rügen ist weiter als sieben Kilometer vom Wasser entfernt. Die Insel bietet mit der Ostsee und den flachen Bodden ideale Bedingungen für Wassersport. Surf- und Kiteschulen bieten Kurse an und verleihen die nötige Ausrüstung. In Marinas gibt es Boote auszuleihen und die Möglichkeit, auf begleitenden Törns mitzusegeln. Selbst Angelfahrten werden von Häfen aus angeboten. Sehr viel besser als auf Rügen, um die nach dem Winter eingerosteten Knochen wieder geschmeidig zu machen, geht es also kaum. Tatsächlich trägt die salzhaltige Meeresbrise ebenso zum wohligen Gefühl bei wie die mit mehr als 2.000 überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden und das milde Reizklima. Dazu kommen 800 Kilometer Rad- und Wanderwege. Ideal, um die Insel aktiv zu erkunden. Also: Tür auf und los.

Die Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der größten Insel Deutschlands.

Wandern mit Blick aufs Meer

Wer ganz oben starten will, der steuert sein Gespann nach Putgarten im Norden Rügens. Rund um die Nordspitze gibt es allein zehn Campingplätze. Kap Arkona, der Insel nördlichster Punkt, liegt einen guten Kilometer gen Nordosten entfernt, zu erreichen per pedes oder im Sattel. Die Visite lohnt sich: Leuchtturm und Museum, Spielplatz und Imbiss machen den Ausflug zu einem gelungenen Erlebnis mit Weitblick über die Ostsee. Das ursprüngliche Leben der Fischer lässt sich in dem Dorf Vitt erahnen, anderthalb Kilometer nach Südosten von Putgarten entfernt. Die weiß getünchten Häuser mit den Reetdächern strahlen in der Frühlingssonne, allen voran die achteckige evangelische Kapelle am Ortseingang.

Tipp: Im Café am Meer gibt es leckeren Kuchen und einen Pott Kaffee – dazu unendlich viel Meerblick. An der Küste wartet weiter südlich eine Überraschung für archäologisch interessierte Urlauber: Nach 3,3 Kilometern über den Hochuferweg ist das Großsteingrab Riesenberg erreicht. Diese megalithische Anlage liegt in Nobbin und gilt als die größte ihrer Art auf Rügen. Sie ist entstanden zwischen 4.200 und 2.800 vor Christus – also vor den Pyramiden von Gizeh.

Tipp: Wem der Weg ohne Unterbrechung zu weit ist – beim Steilufercafé Zur kleinen Rast auf halber Strecke ist der Name Programm. Nur wenige Meter südlich liegt der Knaus Campingpark Rügen. Ebenfalls im Norden Rügens erstreckt sich der Strand Nonnevitz. Dieser kilometerlange Strand, streckenweise für FKK genutzt, ist unter anderem zugänglich vom familienfreundlichen Regenbogencamp. Hier stehen die Urlauber unter hohen Bäumen in einem dichten Wald – wie angenehm Schatten sein kann, macht sich schon im Frühjahr bemerkbar. Strand und Wald sind Teil des Naturschutzgebietes Nordwestufer Wittow und Kreptitzer Heide. An dessen westlichem Rand liegt das Küstencamp. Von hier aus sind Wanderungen und Radtouren möglich – und ein Bad in der im Frühjahr noch frischen Ostsee.

Rügen wartet auf mit langen Sandstränden. Ein Strandkorb und gute Kleidung sind im Frühjahr essenziell, da der Wind oft noch ganz ordentlich bläst.

Auch die Halbinsel Jasmund im Nordosten Rügens ist beliebt bei Wanderern. Sie starten zum Beispiel vom Krüger Naturcamping in Lohme. Hier beginnen leichte und moderate Touren durch den Nationalpark Jasmund samt seinen mit Buchen bewaldeten Hügeln, übrigens UNESCO-Welterbe, zu Königsstuhl, Kreideküste und Steinstrand. Im Frühling leuchtet das frische Grün besonders, Singvögel lassen ihr Lied erklingen. Das Nationalparkzentrum Königsstuhl informiert darüber, wie diese einzigartige Landschaft nach der letzten Eiszeit entstanden ist. Treppen führen von den Klippen hinunter ans Wasser und zum Wilden Wald am Meer. Es macht Spaß, zwischen den Kieseln Hühnergötter zu suchen.

Tipp: Diese Steine mit einem natürlich entstandenen Loch finden sich leichter als Bernstein, der sich hier ebenfalls verbirgt. Auf der Halbinsel Mönchgut im Südosten der Insel serviert die offene Landschaft Ausblicke von den knapp 70 Meter hohen Zickerschen Alpen auf Bodden, Nehrungen und Buchten. Besonders vom Lotsenturm Thiessow unweit des Parkplatzes samt Tourist-Info eröffnet sich ein Panorama auf Täler im Flachland und Wellenberge weit draußen.

Radeln durch dichten Wald

Ab in den Sattel: Auch zum Radfahren bietet Rügen tolle Strecken. Natürlich gibt es auch in den bereits genannten Regionen gut ausgeschilderte Radwege. Darüber hinaus laden Museen, Restaurants und Cafés zur Rast ein. Für längere Touren stehen E-Bikes zum Ausleihen bereit – sogar auf manchem Campingplatz. Eine sehr abwechslungsreiche Tour ist die Route zum Jagdschloss Granitz. Es steht auf einem bewaldeten Berg in der Nähe des Ostseebades Binz, wo es Türmchen und Zinnen in den makellos blauen Frühlingshimmel schraubt. Mit mehr als 250.000 Gästen ist es das meistbesuchte Schloss in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Radtour lässt sich mit einer Fahrt im Rasenden Roland kombinieren. Dieser Dampfzug ist eine Touristenattraktion und pendelt im Zweistundentakt von Putbus nach Göhren. Unterwegs steuert er die Ostseebäder Binz, Sellin und Baabe an. Vor allem aber hält er in bequemer Radlnähe zu Jagdschloss Granitz.

Jagdschloss Granitz steht mitten im Wald und ist ein beliebtes Ausflugsziel, das mit dem Fahrrad gut zu erreichen ist.

Tipp: Besonders komfortabel lässt sich der Rasende Roland vom Regenbogencamp in Göhren erreichen – der Zug steht quasi schnaufend direkt an der Anlage. Wenn er dabei pfeift, markiert er jedes Mal einen unüberhörbaren Höhepunkt im Tagesablauf der Urlauber. Ebenfalls in guter Zweirad-Distanz versteckt sich das Naturerbe-Zentrum Rügen in dichtem Wald an der Ostküste. Der ist hier notwendig, da diese Anlage einen Baumwipfelpfad einschließt. Außerdem gewinnen Gäste besondere Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt des umgebenden Buchenmischwaldes sowie der Erlenbrüche auf der 1.900 Hektar großen DBU-Naturerbefläche (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) in Prora.

Dieser Ort blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück: Die Nationalsozialisten planten in Prora ein Seebad. Zwischen 1936 und 1939 begannen sie, den Koloss zu bauen, wie der viereinhalb Kilometer lange, unvollendete Gebäudekomplex genannt wird. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier rundum Soldaten ausgebildet. Von 1945 bis 1953 nutzte die Sowjetarmee das Gelände, von 1956 bis 1990 richtete die Nationale Volksarmee Schießplätze und ein Raketenausbildungszentrum ein. Auf Teilen der heutigen Naturerbefläche fanden Panzerübungen statt. Im Anschluss nutzte die Bundeswehr bis 1992 das Gebiet. Doch das ist längst Geschichte. Heute reiht sich das Gebiet ein in die lange Liste der Sehenswürdigkeiten auf der Insel Rügen. Und jede für sich ist Grund genug, den Caravan im Frühling anzuhängen und den richtigen Kurs einzuschlagen: nämlich Nordost.

Infobox

Rügen ist mit 926 Quadratkilometern Deutschlands größte Insel. Sie ist 51,4 Kilometer lang, 42,8 Kilometer breit und liegt in der Ostsee. Hier leben 63.000 Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von 68 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht (Deutschland: 236). Zentraler Hauptort ist Bergen, weitere Städte sind Garz, Putbus und Sassnitz. Dazu kommen Seebäder wie Binz, Sellin und Göhren sowie andere Orte.

Das Tor nach Rügen ist Stralsund: Die Hansestadt ist durch Rügendamm und -brücke über den zwei Kilometer breiten Strelasund mit der Insel verbunden. Rügen gilt als eine der touristischen Hochburgen Deutschlands und verzeichnet ein Viertel aller Übernachtungen in Mecklenburg-Vorpommern.

Tourismusverband Rügen, Markt 25, 18528 Bergen auf Rügen, Tel.: 03838/807780, www.ruegen.de, www.wirsindinsel.de

Kap Arkona: neuer Leuchtturm, Schinkelund Peilturm, Bunker, eigener Radiosender, Tel.: 038391/13037, www.kap-arkona.de

Fischerdorf Vitt: schmucke Häuser und Steinmole als Schutz, Tel.: 038391/13037, www.kap-arkona.de/vitt

Nobbin: Großsteingrab Riesenberg

Lotsenturm Thiessow, Hauptstraße 36, Thiessow, Ostseebad Mönchgut,
Tel.: 038308/660116, www.ostseebad-moenchgut.de

Nationalparkzentrum Königsstuhl, Stubbenkammer 2, Sassnitz,
Tel.: 038392/661766, www.koenigsstuhl.com

Jagdschloss Granitz, Binz, Tel.: 0385/58841522, www.mv-schloesser.de

Naturerbe-Zentrum Rügen, Forsthaus Prora 1, Binz, Tel.: 038393/662200, www.baumwipfel-pfade.de/nezr

Aquarium: Der Weg nach Rügen führt durch Stralsund. Hier lohnt es sich unbedingt, das Ozeaneum im Hafen zu besuchen. Das deutsche Meeres-/ Naturkundemuseum lockt mit riesigen Aquarien, das größte fasst 2,6 Millionen Liter Wasser. Es zeigt Lebensräume vom Bodden bis zum Atlantik – nicht nur für Kinder ein unfassbares Vergnügen, Tel.: 0381/2650610, www.ozeaneum.de

Tradition: Der Rügenhof mitten in Putgarten ist ein in typisch norddeutsch-rotem Backstein gehaltenes Häuser-Ensemble: Gutshaus, zwei Pferdeställe und eine Scheune bieten Gästen Einblick in Handwerk und Kunst. Auch einen Imbiss gibt es hier – netter Zwischenstopp beim Trip zum Kap Arkona, Tel.: 038391/13037, www.kap-arkona.de

Café am Meer, Vitt, Tel.: 038391/769882

Steilufercafé Zur kleinen Rast, Goor 5, Hochuferweg, Putgarten, https://steilufercafezurkleinenrast.business.site, Öffnungszeiten beachten.

Auf Rügen gibt es fast 30 Campingplätze. Sie alle hier zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Grundsätzlich gilt, zumindest in der Hauptsaison im Sommer vorbuchen. Alle Plätze finden sich unter:
www.ruegen.de/uebernachten/camping-caravaning

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei Camping, Cars & Caravans und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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