Einen Abstellplatz für den Wohnwagen finden – so geht´s
Mit www.wohnwagen-parkplatz.de hat Jörg Nusser aus Winnenden ein Domaine belegt, die eigentlich zu höherem berufen ist. Er bietet lediglich 41 umzäunte Abstellplätze im Freien in einem Industriegebiet an. Diese sind seit Jahren ausgebucht und es gibt lange Wartelisten. Ähnliche Situationen gibt es bundesweit en masse, aber eben nicht mit so einer schönen Internetpräsenz.
Andere machen es besser. Suchen, finden, buchen – mit diesem simplen Dreiklang bewirbt das Portal www.mycamperhome.de seine nach eigenen Aussagen bislang einzigartige Möglichkeit, Mieter und Vermieter zusammenzubringen. Das Prinzip ähnelt dem bekannten Hotel-Buchungsportal www.booking.com, denn das Mietangebot ist Platz für Platz aufgeführt und sofort buchbar.
Via Umkreissuche lässt sich ein geeigneter Abstellplatz und Unterstellplatz – überdacht oder in der Halle – suchen und das Angebot über verschiedene Filter eingrenzen. Dabei kann es sich um einfache Wiesen-, Kies- oder asphaltierte und umfriedete Grundstücke im Freien handeln, überdachte Carports oder luxuriöse Hallen oder Scheunen von Landwirten. Hilfreich sind dabei camperspezifische Attribute wie Platzgröße M, L, XL, abgesperrt und bewacht, Durchfahrtshöhe bis zu Gasflaschen lagern, Reifenluft-Prüfung, Strom, Wasser etc. Der Vermieter des Platzes regelt die Konditionen, also ob der Platz für drei, sechs, neun oder zwölf Monate gemietet werden kann.
Wer einen Platz gefunden hat, bucht ihn quasi ab sofort. Einen Platz für einen Zeitpunkt in der Zukunft zu wählen oder auch nur für bestimmte Zeiträume ist nicht möglich. Das hat mehrere Gründe: „Wir setzen auf Langfristigkeit. Einerseits aus Rücksicht auf die Vermieter, damit sie Planungssicherheit haben, in deren Kalen- der kein Flickenteppich entsteht und Arbeit und Aufwand durch häufige Mieterwechsel auf diese Weise so gering wie möglich gehalten werden. Andererseits ist der Hintergedanke dieses Angebots, dass das Fahrzeug, solange es nicht unterwegs ist, einen festen, flexiblen Platz hat und damit den begrenzten, öffentlichen Parkraum entlastet“, erklären Ulrike und Frank Rehle, die das Portal als Geschäftsführerin und Ideengeber vor einem Jahr auf den Markt gebracht haben. Aus diesem Grund seien 80 Prozent der Buchungen bereits über zwölf Monate.
Zugegeben: Der monetäre Aufwand, der für die Miete des Abstellplatzes erbracht werden muss, ist nicht gerade gering. Für einen Hallen-Abstellplatz zahlt man in ländlichen Gebieten ab 60 Euro aufwärts pro Monat. Anders sieht es in Ballungsgebieten aus. Aufgrund der hohen Grundstückspreise und der hohen Nachfrage muss man hier mit durchschnittlich 120 Euro monatlich rechnen. Reine Außenabstellplätze oder Unterstellplätze sind günstiger. Den Kosten stehen aber ein paar nicht zu unterschätzende Vorteile gegenüber. Steht das Fahrzeug auf einem Privatgelände, im Optimalfall sogar in einer Halle, bietet das Schutz vor Diebstahl und Witterungseinflüssen.
Ein trockener Abstellplatz wiederum wirkt sich positiv auf den Werterhalt des Fahrzeugs aus. Bei der Versicherung lässt sich oft ein Nachlass herausschlagen, wenn das Fahrzeug in einer Garage oder überdacht abgestellt wird. Zudem ist zu bedenken, dass eine wesentliche Voraussetzung der Ruheversicherung ist, dass das Fahrzeug umfriedet abgestellt sein muss, also nicht auf der Straße abgestellt werden darf. Im Schnitt seien die Abstellplätze rund 30 Kilometer vom eigentlichen Wohnort entfernt. Während des Urlaubs wird einfach der Pkw auf dem Abstellplatz abgestellt. „Wir wollen Campern nicht die Freiheit nehmen, sondern ein alternatives Park-Angebot bieten“, so Rehle.
Die Portal-Zugriffszahlen zeigen: Bedarf ist da. Bisweilen stehen über 1.650 Abstellplätze deutschlandweit zur Verfügung – Tendenz steigend. Wer auf Anhieb keinen Platz findet, was in Hotspots wie München, Berlin oder Stuttgart leider noch häufig der Fall ist, kann sich via E-Mail über neue Plätze informieren lassen. Für die Vermieter ist der Service kostenfrei, unkompliziert und dank Präventionssystem sicher. Die umfangreiche Suche und Erstellung eines Inserats entfällt, die Bezahlung ist geregelt und funktioniert automatisiert, sodass der Vermieter den Gebühren nicht hinterlaufen muss, und auch für den Schutz des Platzes vor fremden Blicken ist gesorgt. Denn: Die genaue Adresse des Anbieters bleibt bis zur Buchung geheim. Neben mycamperhome gibt es mit Alpacacamping eine weitere bekannte Plattform, die rund 800 Ab- und Unterstellplätze in Deutschland vermittelt.
Auch Portale wie www.einstellplatz.info oder www.womoflex.com sind eine Alternative, allerdings mit geringem Angebot und der Mieter muss mit dem Vermieter erst in Kontakt treten, sodass bis zur endgültigen Abstellplatzbuchung mehre- re Schritte zu gehen sind. Wer im Internet recherchiert, stößt auf Werkstätten, Rei- semobilhändler oder Fahrzeugvermieter, die zumindest über den Winter begehrte Abstellplätze anbieten, zum Beispiel www. roadfans.de.
Ganz klassisch lassen sich auch über Kleinanzeigen – ehemals Ebay Kleinanzeigen – Abstellplatzlätze per Anzeige oder durch Hörensagen im Heimatort finden, allerdings ein mühsamer Weg und aufgrund des Bedarfs gleicht die Suche einer Nadel im Heuhaufen. Last but not least bieten Campingplätze im In- und Ausland immer wieder die Möglichkeit an, Wohnwagen, aber auch Reisemobile am Campingplatz oder angedockt in der Nähe für Monate stehen zu lassen. Die Anreise erfolgt dann per Auto oder Flugzeug. Generell gilt, die Augen offen zu halten und sich gegebenenfalls frühzeitig auf eine Warteliste setzen zu lassen. Dann klappt das schon noch mit dem Platz.