> Nördlicher Schwarzwald

Im Meer aus Bäumen

29.03.2017
Text: Maren Siepmann | Bild: Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald, Baumwipfelpfad Erlebnis Akademie AG, Timo Großhans

Natur und Kultur, Aktivurlaub und Entspannung – all das ist möglich im nördlichen Schwarzwald. Die Region hat viel zu bieten. Erst recht für Caravaner.

Fichte oder Tanne – das ist hier die Frage. Schwarzwald-Guide Jürgen Rust weiß: „Am einfachsten ist es, auf die Zapfen zu achten. Bei der Tanne stehen sie nach oben, bei der Fichte hängen sie.“

Und wenn grad keine Zapfen dran sind am Baum? „Dann zeigen es die Nadeln“, erklärt Rust. „Bei der Fichte wachsen sie rund um den Ast herum, bei der Tanne nur seitlich. Außerdem gibt es eine ganz einfache Eselsbrücke: Fichte sticht, Tanne nicht.“ Und tatsächlich: Die stumpfen Fichtennadeln piksen deutlich mehr als die saftig grünen Nadeln der Tanne.

Schwarzwald – bei diesem Stichwort denken die meisten wahrscheinlich sofort an den Hochschwarzwald. Titisee und Feldberg, Skispringen und Biathlon, Schwarzwaldklinik und Die Fallers. Doch der Schwarzwald hat viel mehr zu bieten, ist deutlich größer – und beginnt vor allem schon um einiges weiter nördlich.

Foto: Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald

Südlich von Pforzheim – dem Tor zum Schwarzwald – erstreckt sich der nördliche Schwarzwald. Calw, Nagold, Bad Wildbad und Bad Herrenalb heißen nur einige Orte in der Region. Ob Wanderungen oder Radtouren, Entspannen im Thermalbad oder Kultur und Shopping in einer der größeren Städte: Im nördlichen Schwarzwald ist alles möglich. Und das, weil die Entfernungen nicht so groß sind – auch innerhalb weniger Tage.

Eine Wanderung durch den nördlichen Schwarzwald – mit Jürgen Rust wird sie zum einmaligen Erlebnis. Der Schwarzwald-Guide ist in der Region zu Hause, kennt Stock und Stein und jeden Wanderweg in- und auswendig.

Foto: Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald

So auch den Wasser-, Wald- und Wiesenpfad zwischen Calw und Bad Teinach-Zavelstein. Knapp 14 Kilometer lang ist der Rundweg, der als Premiumweg ganz besondere Voraussetzungen erfüllen muss. Eine davon: spätestens alle 800 Meter eine andere Landschaft. Und so geht es über Feldwege und Streuobstwiesen hinein in den Wald, über die Butterstaffeln – 100 Jahre alte Stufen, über die Frauen einst ihre Waren zum Markt trugen – hinunter ins Rötelbachtal und über den Felsenweg wieder hinauf auf die Höhe, von der Wanderer bei gutem Wetter bis zur Schwäbischen Alb blicken.

Von Jürgen Rust gibt es währenddessen nicht nur eine kleine Lektion in heimischer Flora, er unterhält die Wanderer auch mit Anekdoten. Am Stubenfelsen, einer imposanten Felsformation, warnt er: „Wer schon einmal geschwindelt hat, wird der Sage nach hier von den beiden gegenüberstehenden Felsen erdrückt.“

Über allen Wipfeln ist Ruh

Trotzdem trauen sich alle Wanderer hindurch – und kommen wohlbehalten wieder heraus. Am Ende wartet Rust mit einer Flasche „Köhler Liesel“ zur Stärkung. Den Waldbeeren- Likör setzt die 81-jährige Maria Steininger im Bad Liebenzeller Ortsteil Maisenbach-Zainen selbst an und zieht ihn nach vielen Wochen auf Flaschen.

Nicht zwischen den Bäumen, sondern über den Wipfeln spazieren Besucher auf dem Baumwipfelpfad am Sommerberg bei Bad Wildbad. Egal, ob für große oder für kleine Besucher – ein Spaziergang über den Baumspitzen ist für jeden etwas Besonderes.

Im September 2014 eröffnet, hat der 1.250 Meter lange Pfad bislang schon mehr als 500.000 Besucher angelockt. Kein Wunder: Der Spaziergang 20 Meter über dem Boden ist mit seinen Erlebnis- und Aktivstationen für sich schon ein Ereignis. Manche Bäume stehen so nah am Pfad, dass die Besucher sie mühelos erreichen und mit ein paar Schubsern in Schwingungen versetzen können. Beeindruckend, wie stark eine Tanne sich in 20 Meter Höhe bewegt.

Doch nicht die Tanne ist der häufigste Baum im nördlichsten Schwarzwald. Es ist die Fichte. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Schwarzwald stark gerodet, das Holz über den Rhein bis nach Amsterdam geflößt. Noch heute steht die Stadt zu großen Teilen auf Holz aus dem Schwarzwald. Im 20. Jahrhundert wurde der Schwarzwald dann wieder aufgeforstet – vorwiegend mit Fichten. Die wuchsen am schnellsten, waren gut zu kultivieren und bilden deshalb noch heute die Mehrheit der Schwarzwald-Bäume.

Am Ende des Baumwipfelpfades erwartet die Besucher als Höhepunkt auf dem 40 Meter hohen, architektonisch eindrucksvollen Turm ein ganz besonderer Blick über das Meer aus Bäumen.

Wer es auf dem schneckenförmig angelegten Turm bis ganz nach oben geschafft hat, darf zur Belohnung rutschen: Runter geht es auf Filzkissen durch die Rutsche im Inneren des Turmes. Da entfährt sogar gestandenen Männern ein kleiner Freudenjuchzer.

Nördlicher Schwarzwald

Als nördlicher Schwarzwald wird – der Name lässt es vermuten – der nördlichste Teil des Schwarzwaldes bezeichnet. Er beginnt südlich von Pforzheim, erstreckt sich über den Landkreis Calw und umfasst Orte wie Nagold, Bad Wildbad, Bad Herrenalb und Bad Liebenzell.

Mit insgesamt zwölf Campingplätzen bietet die Region ideale Bedingungen und Infrastrukturen für einen Campingurlaub.

Info: Tourismus Nördlicher Schwarzwald, Sonnenweg 5, 75378 Bad Liebenzell, Tel.: 07052/8169770.
Campingplatz-Tipp: Family-Resort Kleinenzhof, 75323 Bad Wildbad, Tel.: 07081/3435.

Infobox

Den kompletten Reisebericht Nördlicher Schwarzwald lesen Sie in Camping, Cars & Caravans, Ausgabe 2/2017.

Redaktion
Maren Siepmann
Maren Siepmann ist seit August 2014 bei Camping, Cars & Caravans und für die Themen Praxis & Zubehör zuständig.
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