> Soča, Slowenien

Noch ein Geheimtipp

28.11.2016
Bild & Text: Erik Fischer

Slowenien hat in den letzten Jahren eine tolle touristische Entwicklung hingelegt. Die Region um Triglav mausert sich zum Naturerlebnis mit Komfort, ist aber noch eher unbekannt.

Warum wird das gebirgige Slowenien als Urlaubsregion eigentlich nicht stärker wahrgenommen? Slowenien-Kenner fragen sich das schon immer, freuen sich aber heimlich darüber, dass es so ist, denn die Schönheit der Natur wird eben noch nicht durch große Freizeitanlagen und viel Verkehr beeinträchtigt. Slowenien, insbesondere die Hochgebirgsregion um Triglav, Mangart und Vogel, ist ein Traumziel für Naturliebhaber, insbesondere Kajakfahrer, aber auch Mountainbiker und Wanderer.

Während der Norden der Region mit dem See von Bled und der Skiregion um Kranjska Gora recht bekannt ist, kennen nur wenige das Quellgebiet der Soča. Sie entspringt in den Julischen Alpen, fließt als kristallklarer, türkisfarben bis smaragdgrün leuchtender Wildfluss aus der Triglavregion in Richtung Süden. Unterhalb von Solkan quert der Fluss die Grenze nach Italien. Dort heißt er dann Isonzo und mündet etwa 15 Kilometer östlich von Grado in die Adria.

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Diese Nähe zum Meer sorgt dafür, dass die Soča sich tief in die Berge eingeschnitten hat. Dementsprechend imposant ist die umgebende Bergkulisse. Die Gegend um den Ort Bovec ist mit nur neun Einwohnern pro Quadratkilometer nur sehr gering besiedelt. Das kleine Örtchen hat rund 1.600 Einwohner. Es gibt nette Lokale, zwei Eisdielen, einen Supermarkt und gleich mehrere Sportgeschäfte sowie Anbieter von Naturerlebnissen wie Rafting- oder Canyoning-Touren. Für Unterhaltung und Schlechtwetter-Programm ist also gesorgt.

Die Campingplätze hier liegen auf rund 400 Meter Seehöhe, was für tolle Temperaturen bis in den Herbst sorgt, aber die das Tal umrahmenden Berge wie der Kanin und Sella Nevea sind über 2.400 Meter hoch. Das Klima im Sočatal ist aber deshalb auch etwas weniger mediterran, als man nach der Meereshöhe annehmen würde. Das Kleinklima sorgt aber für eine üppige Vegetation und satte grüne Wiesen, die den Aufenthalt in den Bergwäldern zu einem besonderen Erlebnis werden lassen.

Aber warum sind wir hier? Die kleinen Campingplätze an den verschiedenen Flussläufen sind einfach das Mekka für Wildwasserfahrer. Direkt an der Mündung des Wildflusses Koritnica in die Soča gibt es Kamp Toni, Kamp Liza und Kovac. Die Plätze liegen so dicht beieinander, dass man sie als eine Einheit wahrnimmt. Und eigentlich machen wir es auch so. Einkaufen geht man bei Liza’s. Dort gibt es morgens frische Brötchen und abends eine zünftige Mahlzeit. Etwas weiter oben am Hang gibt es zwei weitere Plätze, Vodenka und Polovnik, die näher am Ort selbst liegen. Für den einen oder anderen Camper mögen sie eine Alternative sein, denn die Abfahrt zu den Campingplätzen Toni, Liza und Kovac ist schmal und steil. Und wer das Rückwärtsfahren mit dem Gespann nicht mag, sollte bei der Abfahrt jemanden zu Fuß vorausschicken, der den Gegenverkehr erkundet, denn zwei kommen nicht aneinander vorbei.

Die Anfahrt ist ansonsten sehr bequem. Von Deutschland aus erreicht man die Region über Kärnten und folgt der Autobahn nach Italien bis zur Ausfahrt Tarvisio. Die Staatsstraße 54 führt zur italienischslowenischen Grenze auf dem Predil-Pass, der auch für große Gespanne gut fahrbar ist. Etwas schmaler ist der Zugang weiter südlich über die Strada statale di Uccea und den Passo di Tanamea von Udine aus. Die Strecke ist gut fahrbar und führt durch eine atemberaubend schöne, gebirgige Waldlandschaft. Die Bergstrecke endet bei Žaga, etwas unterhalb von Bovec an der Soča. Der wilde Vršič-Pass (1.611 Meter), besser bekannt als Wurzenpass, der direkt nach Kranjska Gora führt, ist mit Wohnwagen nicht passierbar.

Alle drei Campingplätze an der Koritnica-Mündung sind ausgesprochen familiär. Die Ausstattung ist zwar einfach, aber alles ist stets sehr sauber und es fehlt im Grunde an nichts. Auf den Plätzen finden sich große, fest angelegte Feuerstellen, an denen man abends lange im Freien sitzen kann. Das ist ideal für Gruppen. Nachts ist es dennoch absolut ruhig. Die Straße ist sehr weit entfernt, sodass man auf Plätzen nahe am Wasser nur das Wildwasser rauschen hört.

Die Region bemüht sich verstärkt um Wildwasser-Fans als Zielgruppe und hat für einige Infrastruktur gesorgt. So gibt es befestigte Einstiegsstellen ober- und unterhalb der dritten Soča-Klamm, am Einstieg unterhalb der Koritnica-Klamm bei Fort Kluže und an den gut ausgeschilderten Ausstiegspunkten, zum Beispiel an der Brücke von Žaga, in Srpenica und Trnovo. Dort stehen auch WCs. Unter der Autobrücke von Žaga gibt es sogar Wasch- und Umkleideräume. Daher ist es ganz in Ordnung, dass für die Befahrung der Flüsse auch ein kleiner Obolus zu entrichten ist. Eine Befahr-Erlaubnis kann bei jedem Campingplatz erworben werden.

Die Flüsse der Region sind selbst nach Regenfällen fast immer glasklar und von einer unglaublich schönen türkisen Farbe. Das Wasser kommt sehr rein aus den Tiefen des Karstgebirges. In der nahen Umgebung gibt es sehenswerte Klammen und hohe Wasserfälle, wie zum Beispiel die nahen Boka-Wasserfälle bei Žaga oder der romantische Virje-Fall.

Die Campingplätze sind aber auch ideale Ausgangspunkte für Wanderungen bis hin zu Klettersteigtour. Mit Kindern ist der Weg flussaufwärts an der Soča entlang äußerst lohnenswert. Man kann an vielen Stellen direkt an den Fluss, der sich von Trenta hinab durch drei wilde Klammen zwängt. Besonders die untere Klamm wird von Kajaks häufig befahren, was manchmal etwas spektakulär anzusehen ist. Für Unterhaltung ist also stets gesorgt. Über weitere schmale Hängebrücken gelangt man ans linke Ufer, wo ein schöner Waldweg an Bauernhöfen vorbei zurück zum Ausgangspunkt führt. Die Wälder sind lichte Laubwälder mit sehr vielen Buchen und viel grünem Unterholz.

Hundert Meter oberhalb der Koritnica-Mündung ist eine schmale Hängebrücke über den Fluss gespannt. Rechts abgebogen und um die Mündungsspitze herumgelaufen, befindet man sich auf dem Alpe-Adria-Trail. Bovec ist Etappenziel zwischen der 24. und 25. Etappe auf dem Weg von Trenta na Logu nach Kobarid.

Die Region war im ersten Weltkrieg sehr hart umkämpft. Die Spuren der Vergangenheit begegnen uns überall auf Wanderungen (zum Beispiel Fort Hermann und das zur Veranstaltungsstätte hergerichtete Fort Kluže, eine Kärntnerische Verteidigungsanlage aus dem späten 19. Jahrhundert) und in Museen. Aber wer will schon Kultur, wenn er die Soča haben kann.

Reiseinfo

LTO Sotočj e – TIC Tolmin, Petra Skalarja 4, SLO-5220 Tolmin, Slovenia, info@lto-sotocje.si, www.dolina-soce.com
LTO Sotočje – TIC Kobarid, Trg svobode 16, SI 5222 Kobarid, info.kobarid@lto-sotocje.si, www.dolina-soce.com
Kajak Kamp Toni, Vesna Copi Mlekuž s.p., Vodenca 1, SLO-5230 Bovec, kajakkamptoni@siol.net
Übernachtung pro Nacht und Person 12 Euro plus Strom.

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