> Schnäppchen oder Reinfall?

Wohnwagen gebraucht kaufen: Online-Portale im Vergleich

19.06.2022
Text: Camping, Cars & Caravans | Bild: PantherMedia, Pixabay

Caravans und Wohnmobile sind heiß begehrt – doch der Markt ist leer gefegt. Durch hohe Nachfrage und Lieferengpässe schnellen die Gebrauchtpreise in die Höhe. Die drei gängigsten Online-Plattformen für gebrauchte Reisemobile und Wohnwagen im Vergleich.

Die Situation ist angespannt. Die Zulassungskurve für Wohnmobile und Wohnwagen zeigt schon lange nur in eine Richtung: nämlich nach oben. Jedes Jahr werden neue Verkaufsrekorde gemeldet. Und während einige Branchen von Existenzsorgen geplagt werden, gehört der Caravaning-Markt zweifellos zu den Gewinnern in Corona-Krisenzeiten. Individualreisen im Reisemobil oder Caravan gelten als sicherste Form des Urlaubs. Auch nach Corona bleibt der Trend ungebrochen.

Markt für gebrauchte Modelle ist leer gefegt

Natürlich hat dies auch Konsequenzen für den Gebrauchtwagenmarkt. Prinzipiell ist der Kauf eines gebrauchten Reisefahrzeugs oder Wohnwagens eine sehr interessante Alternative zum Erwerb eines Neufahrzeugs. Zwei Jahre Gewährleistung, eine Dichtigkeitsgarantie und eine Wunschausstattung im Detail müssen dann zwar wegfallen, doch dafür muss kein Gebrauchtwagen- Käufer oder keine Gebrauchtwagen-Käuferin lange Lieferfristen abwarten und kommt meist noch etwas günstiger weg. „Allerdings ist der Markt so gut wie leer gefegt“, sagt Daniel Onggowinarso vom Branchenverband CIVD.

Bei der Suche nach einem gebrauchten Wohnmobil oder Wohnwagen sollte man sich daher keine allzu großen Hoffnungen auf ein besonderes Schnäppchen machen. Viele sind auf der Suche und entsprechend sind gute Angebote oft schnell weg. Immerhin bleibt der Vorteil, dass Gebrauchtfahrzeuge sofort verfügbar sind, sofern man kompromissbereit ist und auf ein entsprechendes Angebot stößt. Doch wo sucht man am besten nach guten Offerten?

Die großen drei: eBay- Kleinanzeigen, AutoScout 24 und Mobile. Nicht immer entscheidet die schiere Größe des Angebotes über den Erfolg bei der Gebrauchtwagensuche

Internetplattformen geben Marktüberblick

Natürlich kann man auch beim Händler um die Ecke ein gebrauchtes Wohnmobil oder einen Wohnwagen ergattern. Vor allem zum Saisonende ist dies kein schlechter Tipp – wenn die Vermietfahrzeuge ausgemustert werden. Doch die Auswahl bei regionalen Händlern ist begrenzt. Das größere Angebot bekommt man auf Online-Gebrauchtwagenportalen im Internet. Doch die Gebrauchtwagenportale unterscheiden sich bei der Anzahl der Angebote und der Bedienbarkeit.

Die großen Drei

Sucht man im Internet nach einem gebrauchten Wohnwagen, Wohnmobil oder Reisemobil, stößt man unweigerlich auf die drei Plattformen „mobile.de“, „autoscout24.de“ und „ebay.de“. Diese Plattformen stellen lediglich den Kontakt zum Verkäufer her. Das können private, aber auch gewerbliche Verkäufer sein.

Über die Suchmaske grenzt man seine Auswahl-Möglichkeiten ein, und wenn man sich für ein bestimmtes Fahrzeug interessiert, nimmt man zum jeweiligen Anbieter Kontakt auf, um einen Besichtigungstermin zu vereinbaren. Dies kann telefonisch oder per E-Mail erfolgen. Ist man sich handelseinig, vereinbart man die Bezahlung entweder bar oder per Überweisung. Die Portale selbst bieten keine elektronische Bezahlfunktion an.

Camper gebraucht kaufen: Preise online vergleichen lohnt sich

Selbst für denjenigen, der lieber bei seinem Händler vor Ort einen Wohnanhänger oder ein Reisefahrzeug kaufen möchte, lohnt sich ein solcher Preisvergleich im Internet. Man bekommt ein gutes Gefühl für das Preisniveau am Markt und kann mit konkreten Vergleichsangeboten zudem besser beim Händler verhandeln. Um einen umfassenden Marktüberblick zu bekommen, muss ein Angebotsportal möglichst viele Angebote bereithalten. Wir haben uns die drei populärsten Online-Plattformen „mobile.de“, „autoscout24.de“ und „ebay. de“ daher genauer angesehen, Stand Anfang März 2022:

Gebrauchtportalemobile.deautoscout24.deebay.de
Gesamtzahl Wohnwagen13.7662.25628.707
Gebrauchte Wohnwagen4.472564Kein Suchfilter
Gesamtzahl Wohnmobile28.8086.11240.151
Gebrauchte Wohnmobile9.5442.695Kein Suchfilter
Händlerangebote32.7178.36865.928
Angebote von privat4.7020*28.969

Mobile.de bietet das größte und transparenteste Angebot, die intuitivste Benutzerführung und die präzisesten Suchergebnisse. *Ein offensichtlicher Fehler bei Autoscout24.

Gleiches Prinzip, unterschiedliche Lösungen

Die Plattformen Auto Scout 24 und eBay- Kleinanzeigen zeigten bei unserer Recherche Schwächen in der Bedienung. Wir haben sowohl die Internet-Variante als auch die jeweiligen Smartphone-Apps getestet. Und müssen leider feststellen: Bei Auto Scout 24 gibt es zwar online die Möglichkeit, sich Wohnwagen und Wohnmobile separat anzeigen zu lassen, leider aber nicht in der Smartphone-App.

Und selbst die Online-Variante von Auto Scout 24 ist nicht fehlerlos: So zeigt sie alle gelisteten Wohnwagen und Wohnmobile ausschließlich als Händlerangebote an. Wir haben keinen Tipp, um diesen offensichtlichen Programmierfehler bei Auto Scout 24 zu umgehen. Auch die Anordnung der Suchfilter erschließt sich nicht auf den ersten Klick. Mit der Zeit bekommt man jedoch den Bogen raus.

Schwächen in der Auswahl

Ebenso ist bei Kaufinteressenten auf eBay- Kleinanzeigen ab und an Rätselraten angesagt: Dort werden dem Interessenten keine Möglichkeiten angeboten, die Gebrauchtangebote von den Neuangeboten zu trennen. Das gestaltet die gezielte Suche nach gebrauchten Wohnwagen oder gebrauchten Wohnmobilen umständlich. Man kann diesen Fehler umgehen, indem man die Erstzulassung auf „bis 2020“ setzt.

Trotzdem kann dies auch nicht das größte Manko dieser Plattform kaschieren: Das Angebot auf eBay-Kleinanzeigen scheint zunächst riesig, entpuppt sich aber bei genauerer Betrachtung als wenig qualifiziert. Es tummeln sich etliche Vermietangebote darunter. Die Filtermöglichkeiten sind weniger vielfältig, die Bedienung ist nicht immer logisch. Die Ergebnislisten und die Beschreibungen der einzelnen Fahrzeuge sind in vielen Fällen zu ungenau. Mehrfach-Inserate und häufige Fehlertreffer stören den Surfgenuss. Die Plattform mag größer als die beiden Konkurrenten sein, bleibt aber in der Qualität dahinter zurück.

Suchqualität wichtiger als Angebotsmenge

Und das bringt uns schon zum nächsten Aspekt. Nicht nur die schiere Angebotsmenge einer Plattform, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit bzw. die Möglichkeit, das Angebot nach eigenen Wünschen und Anforderungen möglichst scharf zu filtern, ist Garant für einen erfolgreichen Gebrauchtkauf. Wir empfehlen, die eigenen Suchkriterien von „groß zu klein“ zu sortieren. Der Wunsch einer Markise ist legitim, sollte aber kein restriktives Auswahlkriterium sein. Schließlich kann man solches Zubehör später auch noch nachrüsten. Stattdessen sollten zunächst nur die unveränderbaren Eckpunkte herangezogen werden: Fahrzeugtyp, Budget, zulässiges Gesamtgewicht, Anzahl der Schlafplätze etc.

Foto: PantherMedia

Sich über eigene Wünsche klar werden

Wenn man eine Wunschmarke hat, kann man diese natürlich auch gerne als Suchfilter eingeben. Wir raten aber, auch in dieser Hinsicht flexibel zu sein. Wer ein bestimmtes Modell sucht, kann so zwar schnell fündig werden, schränkt seine Optionen aber stark ein. Und nicht immer ist die Marke vom Inserenten richtig kategorisiert. Profis tippen in die Suche schon mal Marke und Modellbezeichnung absichtlich falsch, um Inserate zu finden, die wegen falscher Angaben nicht gelistet werden. Das kann unter Umständen zu einem echten Schnäppchen führen.

Insgesamt müssen wir aber feststellen, dass die Zeit der günstigen Gebrauchten vorbei ist. Freizeitfahrzeuge erweisen sich als überdurchschnittlich wertstabil – meistens werden sie ja auch nur wenig bewegt und selten gebraucht. Und so rufen Verkäufer bei Fahrzeugen, die drei bis fünf Jahre alt sind, nahezu noch Neupreise auf. Campervans und Wohnmobile zeigen hier eine größere Wertstabilität, angeheizt durch die momentane Nachfragesituation. Die Gebrauchtpreise der Wohnwagen fallen etwas stärker.

Von allgemein zu detailliert

Hat man seine Suche wie z.B. „Wohnwagen, höchstens 5 Jahre alt, maximal 15.000 EUR teuer“ eingegrenzt, kann man diese Suche abspeichern und dann mit feineren Filtern sich bis zu seiner Wunschausstattung und seiner Wunschmarke vorarbeiten. Es ist unverständlich, dass alle drei Portale bei den Wohnwagen immer noch die klassischen Selektionsfilter von PKWs haben und Ausstattungsdetails auflisten wie: „Schaltgetriebe“ oder „Multifunktionslenkrad“. Wir würden uns von den Plattformen eine spezifischere Suchmaske für Freizeitfahrzeuge, speziell bei den Caravans wünschen.

Oft nicht auf Woohnmobile und Wohnwagen zugeschnitten

Kaufinteressenten für Wohnmobile oder Reisemobile haben es da etwas einfacher. Sie finden sich mit den Suchkriterien, die auf Kraftfahrzeuge zugeschnitten sind, bestens zurecht. Spätestens aber beim Filter „Marke“ herrscht hier ebenso Verwirrung: Ist damit nun der Hersteller des Basisfahrzeuges gemeint, wie zum Beispiel Fiat oder Mercedes? Oder der Hersteller des Ausbaus, also Hymer, Knaus, Pössl etc.?

Die Plattformen sind sich uneins und fahren zweigleisig. Das sorgt für Verwirrung. Das Wunschfahrzeug kann unter „LMC“ zu finden sein, wenn man nach dieser Marke sucht. Das Wunschfahrzeug kann aber auch unter „Fiat“ gelistet sein, wenn dies das Basisfahrzeug sein sollte. Auch hier gilt: die grobe Suche abspeichern und mit detaillierteren Suchkriterien immer weiter verfeinern, um notfalls wieder zur Ursprungssuche zurückzukehren.

Keine zweite Chance für den ersten Eindruck

Hat man schließlich das Angebot entsprechend eingegrenzt und ein bis zwei Dutzend Wunschfahrzeuge in der engeren Auswahl, kann man die Angebotstexte und Bilder der Verkäufer studieren. Händler präsentieren ihre Fahrzeuge meist sehr professionell und beschreiben sie ausführlich. Eine schlechte Beschreibung und unterbelichtete Bilder in privaten Anzeigen müssen nicht zwangsläufig heißen, dass auch das Fahrzeug schlecht ist. Dieser erste Eindruck schreckt viele Kaufinteressenten ab. Wer genau weiß, was er will und den Grundriss bzw. die Ausstattung seines Wunschfahrzeuges bereits kennt, kann sich das zunutze machen und sich bei der Suche auf solche Inserate konzentrieren, die nicht sehr ansprechend gestaltet sind.

Camper gebraucht kaufen: Nur Bares ist Wahres

Kommt es zu einem Besichtigungstermin vor Ort und letztendlich auch zum Kauf, geben wir einen klaren Ratschlag: nur Geld gegen Fahrzeugschein! Auch im Zeitalter blitzschneller Online-Überweisungen ist das die beste Methode, um Betrügern nicht auf den Leim zu gehen. Denn leider gibt es immer wieder auf den Internet-Plattformen unseriöse Angebote. So werden zum Beispiel echte Verkaufsangebote von Betrügern kopiert. Der Interessent überweist eine Anzahlung oder den Kaufpreis an die Betrüger. Und wenn er sich an den echten Verkäufer wendet, wo das Fahrzeug bleibt, fällt dieser aus allen Wolken.

Infobox

Sicherheitstipps für den Gebrauchtkauf

  • Geben Sie niemals personenbezogene Daten wie zum Beispiel Kontonummern, Personalausweis etc. vor dem eigentlichen Kauf heraus
  • Vermeiden Sie Online-Bezahldienste wie PayPal
  • Zahlen Sie wenn möglich nur bar bei persönlicher Abholung
  • Lassen Sie sich nicht auf eine „Anzahlung zur Reservierung bis zur Besichtigung“ ein
  • Seien Sie misstrauisch, wenn die Kontaktaufnahme nur über WhatsApp oder eine fremde Telefonnummer folgen soll, nicht aber über die im Inserat hinterlegten Kontaktdaten
  • Vergleichen Sie die Preise und entwickeln Sie eine gesunde Skepsis, wenn ein Fahrzeug deutlich zu günstig angeboten wird (Leider hat eBay-Kleinanzeigen auch die „rote Laterne“ in Sachen Fake-Inserate. Auto Scout 24 und Mobile sind zwar auch nicht gefeit vor Betrügern, doch diese Plattformen löschen betrügerische Angebote schnell und bieten zumindest für gewerbliche Verkäufer ein transparentes Bewertungssystem)

Unser Fazit

Zusammenfassend müssen wir feststellen: Schnäppchen gibt es momentan online zwar nicht, aber die schnelle Verfügbarkeit ist auch ein Grund für den Gebrauchtkauf. Und wer sich an unsere Sicherheitstipps hält, der minimiert auch das Betrugsrisiko. Grundsätzlich gilt: Wer kein gutes Bauchgefühl hat, sollte auf einen Kauf verzichten. Apropos gutes Bauchgefühl: Seit 01.01. dieses Jahres müssen Händler für Gebrauchtfahrzeuge eine Gewährleistung von einem ganzen Jahr einräumen. Das sorgt für mehr Vertrauen und Schutz beim Gebrauchtkauf, ist aber ein zusätzlicher Preistreiber.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Wer ein gebrauchtes Freizeit-Fahrzeug kaufen möchte, erhält auf Online-Portalen einen guten Marktüberblick und kann gezielt nach seinem Wunschfahrzeug suchen
  • Die Portale Mobile, Auto Scout 24 und eBay-Kleinanzeigen haben die größte Auswahl an Fahrzeugen und die meisten Filtermöglichkeiten
  • Diese Plattformen bieten nicht nur den Kauf von privat, sondern offerieren auch Händlerangebote

Bevor man sucht: Am Anfang steht die Entscheidung, welches Fahrzeug das richtige ist: Wohnwagen, Wohnmobil oder Reisemobil. Nachdem der Grundriss feststeht, muss man entscheiden, welche Ausstattung das Fahrzeug haben soll und wie hoch das Budget sein darf. Fachlektüre hilft, sich der eigenen Anforderungen bewusst zu werden.

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