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Einfach königlich: Der Chiemsee im Frühjahr

04.04.2024
Text: Sylvia Lischer | Bild: Gerhard Eisenschink

Blumen am See, Schnee in den Bergen: Im zeitigen Frühjahr bietet der Chiemsee spannende Kontraste. Eine Reise mit dem Caravan lohnt sich.

Enten schaukeln im Uferbereich auf den Wellen, im Hintergrund ziehen Ausflugsschiffe und Segelboote ihre Bahn. Vom Wirtsgarten der „Lambach Hüttn“ auf dem Chiemsee-Campingplatz in Lambach gleitet der Blick über den Chiemsee bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Chiemgauer Alpen. Die Chiemgauer nennen es das „Bayerische Meer“. Und jetzt, im Frühjahr, punktet dieses mit 80 Quadratkilometern größte Binnengewässer Bayerns mit besonders kontrastreichen Aus- und Einblicken. Schneebedeckte Berge hier, zartes Grün und blühende Blumen dort. Betrachten lässt sich all dies am besten per Rad, zu Fuß oder ganz bequem von einem Wirtsgarten oder vom Liegestuhl aus.

Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel ist eines der Traumschlösser von König Ludwig II. und nur per Schiff erreichbar.
Foto: Eisenschink

Ludwig II. ließ im 19. Jahrhundert auf einer Chiemsee-Insel einen Prachtbau errichten: das Neue Schloss Herrenchiemsee. Mit dem Bau von Schlössern wie Neuschwanstein und Linderhof hatte sich Bayerns „Märchenkönig“ bereits ein Denkmal gesetzt. Hier am Chiemsee verfolgte er den Bau einer Kopie von Schloss Versailles.

Zwischen dem Campingplatz in Lambach und Ludwigs Prunk-Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel liegen Luftlinie rund zehn Kilometer. Definitiv zu weit für die Tretboote und Stehpaddelbretter, die man auf dem Campingplatz mieten kann. Ein empfehlenswerter Weg führt über die Radroute des Chiemsee-Uferwegs, auf dem auch die Klosterweg-Radtour verläuft. Nah am See, ohne große Steigungen, geht es nach Gstadt. Von dort aus fährt die Flotte der Chiemsee-Schifffahrt die Inseln sowie verschiedene Häfen rund um den See an.

Traumhafter kleiner Platz in perfekter Lage: Camping Lambach am Nordwestufer des Chiemsees.
Foto: Eisenschink

Infobox

Info Chiemsee

Chiemgau Tourismus e. V., Stadtplatz 32, 83278 Traunstein, Tel.: 0861/9095900, urlaub@chiemsee-chiemgau.info, www.chiemsee-chiemgau.info

Aktivitäten: Ein Muss ist ein Ausflug per Schiff zur Herren- und Fraueninsel auf dem Chiemsee. Schiffe fahren u.a. in Prien/Stock und Gstadt ab. www.chiemsee-schifffahrt.de. Der Hochfelln-Gipfel gilt als „Aussichtsterrasse des Chiemgaus“ mit tollem Blick auf See und Alpen. Wer nicht hochlaufen möchte, fährt mit der Seilbahn ab 83346 Bergen. Infos unter www.hochfelln-seilbahnen.de oder Info-Tel.: 08662/8511

Wandern: Im Chiemgau gibt es elf Premiumwanderwege, einer davon ist der am Chiemsee beginnende Salzalpensteig, der die Stätten der Salzgewinnung zum Thema hat. Der Weg ist 230 km lang und verfügt über vier Rundtouren: www.salzalpensteig.com. Wer kleinere Wege bevorzugt, entdeckt z. B. den 800 Meter langen Moorerlebnisweg im Naturschutzgebiet Kendlmühlfilzen. Parken kann man am Museum Salz und Moor (Klaushäusl 11, Grassau), hier gibt es auch ein schönes Muse- umscafé. www.klaushaeusl.de

Radeln: Rund um den Chiemsee gibt es jede Menge Radltouren, eine Radkarte „draußen dahoam“ im Maßstab 1:75.000 gibt es kostenlos unter www.chiemsee-chiemgau.info (Rubrik: Prospektbestellung). Besonders schön, auch für Familien mit Kindern, ist die Runde um den Chiemsee und der in die Alpen führende Achental-Radweg.

Sehenswertes: Wer das Königsschloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel besucht, sollte auch eine Insel-Rund-Wanderung unternehmen, teils im Wald, teils mit schönen Blicken über den Chiemsee. www.herrenchiemsee.de. Kloster Seeon lockt mit wechselnden Ausstellungen, Konzerten, Kirchen und bayerischer Gastronomie, www.seeon-seebruck.de. Entdecken lässt sich die Gegend z. B. über den Seerosenweg (Prospekt mit Übersichtskarte zum Herunterladen). www.chiemsee-chiemgau.info/camping-im-chiemgau

Ein Ausflug zum Kloster Seeon, heute Kultur- und Bildungszentrum, lohnt sich.
Foto: Eisenschink

Abgesehen von der Tour zum Schloss Herrenchiemsee lassen sich per Rad, Schiff und zu Fuß auch nicht ganz so bekannte Sehenswürdigkeiten rings um den Chiemsee und in den Chiemgauer Alpen erkunden. Darunter die Naturschutzgebiete im Umfeld der Tiroler Achen, die Wanderwege um die Eggstätter Seenplatte und das ehemalige Benediktinerkloster Seeon.

Besonders spannend im Frühling: Die Nähe zwischen Strandbars und verschneiten Bergen. Mit dem Rad kann man der Tiroler Achen vom Seegebiet aus bis tief in die Chiemgauer Alpen folgen. Der bequeme, mit wenigen Steigungen versehene und daher kinderfreundliche Achentalradweg und Teile des „Achen-Achters“ machen eine solche Radtour auch im Frühling möglich. Am Ende eines Chiemsee-Chiemgau-Aufenthaltes bietet sich der zu Fuß oder per Seilbahn erreichbare Gipfel des Hochfelln für einen Panoramablick über den Chiemsee und die Alpen an.

Entlang der Tiroler Ache(n) geht es hinein in die Berge südlich des Sees über Marquartstein bis Schleching.
Foto: Eisenschink

Zurück zum Herrenchiemsee. Weder vom Radweg noch vom Ausflugsschiff aus ist Schloss Herrenchiemsee in vollem Ausmaß zu sehen, so versteckt liegt es auf dem bewaldeten Inselchen. Als Gefährt zur Insel hatte sich Ludwig II. eigentlich eine an einem Drahtseil befestigte Schwanengondel vorgestellt, die – mit bengalischer Beleuchtung versehen – in fünfzig Metern Höhe über dem Wasserspiegel schwebt. Zur Umsetzung dieser Idee ist es nie gekommen, aber auch ohne Schwanengondel zählt Herrenchiemsee rund 450.000 Besucher pro Jahr.

Die meisten kommen wegen der Gesamtanmutung des Schlosses, das bis zum Tod des Königs mit 16 Millionen Goldmark mehr an Baukosten verschlang als Linderhof und Neuschwanstein zusammen. Aus Gstadt kommend legt das Ausflugsschiff zunächst an der Fraueninsel, dann an der Herreninsel an. Vorbei an Blumenwiesen, blühenden Obstbäumen und durch dichten Wald lässt es sich gemütlich zur Schloss-Anlage schlendern.

Jedes Jahr ziehen Gärtner rund 30.000 Stiefmütterchen vor, die jetzt im April den Rasen des barocken Schlossgartens mit weißen und gelben Tupfern versehen. Auch Narzissen und Tulpen sind zu sehen, ferner Springbrunnenfontänen, Götter- und Fabelfiguren. Im Schloss blendet Blattgold die Augen, fünf Kilo davon zieren die Innenräume. Wo man hinblickt glänzt, flimmert und spiegelt es.

Der Ort, so erfährt man während einer aufschlussreichen Schlossführung, ist ein zu Stein gewordener Kindheitstraum: Im goldenen Prunkbett schlafen, vom versenkbaren Tischlein-Deck-Dich speisen und durch einen von 2.000 Kerzen erleuchteten Spiegelsaal tanzen – all dies konnte Ludwig II. in diesen Schlossräumen erleben. Allerdings nur für insgesamt neun Tage. Denn nach siebenjähriger Bauzeit meldete die Kabinettskasse Bankrott, der König wurde bald darauf entmündigt und verstarb 1886 unter bislang ungeklärten Umständen im Starnberger See.

Ein besonderes Erlebnis bietet die Fahrt mit dem historischen Schaufelraddampfer unter bayerisch weiß-blauer Fahne – auch wenn er nicht mehr dampft, sondern inzwischen mit Dieselmotor fährt.
Foto: Eisenschink

Auch wenn das von Ludwig II. erbaute Neue Schloss Herrenchiemsee alle Blicke auf sich zieht, sollte man die weiteren Sehenswürdigkeiten der Insel Herrenchiemsee nicht vergessen. Darunter den rund acht Kilometer langen Wanderweg um die Insel, mit idyllischen Buchten, uralten Bäumen und Aussichtsplätzen. Auch das Alte Schloss, einst Kloster, ist einen Besuch wert. Hier entstand 1948 mit dem Verfassungskonvent von Herrenchiemsee die Arbeitsgrundlage für das Deutsche Grundgesetz. Auch die herausragende Bedeutung der Menschenwürde im Rahmen der deutschen Verfassung wurde im Alten Schloss von Herrenchiemsee vorgedacht, darüber kann man sich im Verfassungsmuseum informieren.

Vom Südufer des Chiemsees aus kann man aus der Ferne noch einmal einen Blick auf Herrenchiemsee werfen. Am urigsten geht das von der „Beach Bar Übersee“ aus. Hier finden sich auch schon im zeitigen Frühjahr Stroh-Sonnenschirme, Liegestühle und Palmen in Kübeln. Aus Lautsprechern wummert Reggae-Musik, während der Blick über den mit Kanus, Segelbooten und Stehpaddlern gespickten Chiemsee gleitet. Eine Portion Süßkartoffel-Fritten mit Sauerrahm-Dip muss sein, dann geht es per Rad an der Tiroler Achen entlang in Richtung Berge.

Die Tiroler Achen entspringt in Österreich und trägt auf ihrem rund 80 Kilometer langen Weg zum Chiemsee fünf verschiedene Namen. Sie bildet den Hauptzufluss des Chiemsees und führt so viel Material mit sich, dass der See allmählich verlandet. Das Mündungsdelta in den Chiemsee verändert sich durch den Materialzufluss ständig und ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Nicht nur seltene Pflanzenarten gibt es hier zu sehen. Die Gegend zählt zu den artenreichsten Vogelgebieten Deutschlands. Mit etwas Glück kann man von den ausgewiesenen Naturbeobachtungsstationen aus Blaukehlchen, Flussuferläufer, den Großen Brachvogel oder sogar einen Seeadler sehen. Die einzelnen Stationen sind anschaulich unter www.naturerlebnis-chiemsee.de aufgeführt.

Bildergalerie

Südlich des Achendeltas verläuft die dicht befahrene A8, die sechsspurig am Chiemseeufer entlangführt und schließlich das Achental überquert. Mitunter könnte man glauben, dass das röhrende Asphaltband eine unüberwindliche, von Ost nach West verlaufende Grenze bildet – doch weit gefehlt. Zwischen Baumgarten und Feldwies überquert der Radweg zügig die Autobahn, führt eine Weile im Wald entlang und schwenkt dann auf den Damm der Tiroler Achen.

Über weite Strecken geht es ohne nennenswerte Steigungen direkt am Fluss entlang, mit Blick auf blühende Obstbäume und schneebedeckte Berge. Eine Burgruine bei Marquartstein, Auwälder bei Unterwössen. Im Mettenhamer Filz holpert das Rad über Steine und durchquert ein paar schlammige Passagen. Dann geht es wieder über Asphalt, mit Blick auf Geigelstein, Breitenstein und Kampenwand – einige der imposantesten Berge der Chiemgauer Alpen.

Ein weiterer sehenswerter Berg der Chiemgauer Alpen ist der 1.674 Meter hohe Hochfelln – auch „Aussichtsterrasse des Chiemgaus“ genannt. Wer nicht hochlaufen möchte, nimmt die Seilbahn ab Bergen, am besten um neun Uhr in der Früh, und schwebt gemeinsam mit schwer bepackten Gleitschirmfliegern in zehn Minuten hinauf zur Mittelstation und in fünf weiteren Minuten bis fast hinauf zum Gipfel. Oben liegt Schnee, hier und da sprießen Frühlingsenziane und aus der Ferne ertönt der schrille Pfiff eines Murmeltiers.

Bei guter Wetterlage tummeln sich zahlreiche Gleitschirmflieger am Gipfel des Hochfelln und genießen den grandiosen Ausblick über Berg und Tal, während sie bunt tanzend am strahlend blauen Him- mel ihre Kreise ziehen.
Foto: Eisenschink

Während der Blick über Chiemsee und Alpen gleitet, füllt sich der Luftraum mit bunten Gleitschirmfliegern. Ganz in der Ferne ist der Großglockner zu sehen, mit 3.798 Metern der höchste Berg Österreichs. Unten, in der Tiefe, befördert die Tiroler Achen Sand und Gesteinsmaterial in den Chiemsee. Vor 10.000 Jahren betrug die Seefläche rund 300 Quadratkilometer, heute sind es nur noch 80. In sieben bis achttausend Jahren wird der Chiemsee ganz verschwunden sein. Wer das „Bayerische Meer“ in seiner vollen Pracht genießen will, sollte also nicht allzu lange warten.

Der ganzjährig geöffnete Campingplatz Wagnerhof in Bergen ist zwar ein gutes Stück ab vom See, liegt dafür aber nah an der Hochfelln-Seilbahn und den Bergen.
Foto: Eisenschink

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Camping am Chiemsee

Chiemsee Camping Lambach, Lambach 3, 83358 Seebruck, Tel.: 08667/7889, mail@camping-am-chiemsee.de, www.camping-am-chiemsee.de. Direkt am Seeufer mit schönem Alpenpanorama. Ebenes Wiesengelände mit Bäumen und Sträuchern. 60 Stellplätze für Touristen, 23 für Dauercamper. Tret-, Elektroboot, SUP-Verleih. Radweg führt direkt am Platz vorbei. „Lambach Hüttn“ mit Terrasse und Gastgarten (toller Seeblick). Stellplatz für 2 Personen in der Vorsaison 25-40 Euro, zzgl. einmaliger Energiezuschlag (4 Euro) und Kurtaxe. Geöffnet: 1.4. – 3.10.

Campingplatz Zellersee, Zellerseeweg 3, 83259 Schleching- Mettenham, Tel.: 08649-986719, info@camping-zellersee.de, www. camping-zellersee.de. Schöne Lage an kleinem See zu Füßen einer Felswand. Badestelle (glasklares Wasser) nur für Campinggäste. Alpenblick. Terrassiertes Gelände mit Baumbestand. 45 Stellplätze für Touristen, 35 für Dauercamper. Achental-Radweg führt am Platz vorbei. Brötchenservice. Stellplatz für zwei Personen und Kind (12 Jahre): 38 Euro zzgl. 4 Euro Strom pro Tag und Kurtaxe. Zum Mieten: Blockhütte und Schlaffässer. Geöffnet: 12. 5.-16.9.

Camping Seehäusl, Beim Seehäusl 1, 83339 Chieming-Stöttham, Tel.: 08664/303, info@camping- seehaeusl.de, www.camping-seehaeusl.de. Direkt am Chiemsee gelegen. Liegewiese. 44 Stellplätze für Touristen. Restaurant mit See-Terrasse. SUP-Verleih in der Nähe. Kinder-Sandstrand. Natur-Kneipp-Becken, Boccia-Bahn. Brötchenservice. Stellplatz für zwei Personen und ein Kind (12 Jahre) in der Vor-/ Nachsaison: 47 Euro zzgl. Kurtaxe. Geöffnet: 1.4. bis 30.9.

Camping Harras, Harrasser Straße 135, 83209 Prien, Tel.: 08051/ 904613, info@camping-harras.de, www.camping-harras.de. Auf einer Halbinsel am Chiemsee gelegen. Eben mit Bäumen und Büschen, teils Wiese, teils Kies. Kleiner Kiesstrand. Seeblick. „Schmankerl“-Restaurant mit Terrasse. Kiosk. Radweg führt am Platz vorbei. Spielplatz. 160 Stellplätze für Touristen, 30 für Dauercamper. Stellplatz für zwei Personen und Kind (12 Jahre) in der Nebensaison: 39 Euro zzgl. Strom (3,90 pro Nacht), Energiekostenzuschlag und Kurtaxe. Geöffnet: 20.4. bis Anfang November (wetterabhängig)

Camping Wagnerhof, Campingstr. 11, 83346 Bergen, Tel.: 08662/8557, info@camping-bergen. de, www.camping-bergen.de. 6 km vom Chiemsee entfernt. Nahe Hochfelln-Seilbahn. Für Campinggäste kostenfreier Eintritt ins Freibad von Bergen (500 m). Tennis, Tischtennis, Spielplatz. Kiosk. Aufenthaltsraum auf Anfrage. 130 Stellplätze für Touristen, 20 für Dauercamper. Stellplatz für zwei Personen und Kind (12 Jahre): 36 Euro zzgl. Strom und Kurtaxe. Ganzjährig geöffnet.

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