> Kelchsau, Kitzbüheler Alpen, Tirol

Ein Tag ohne Hektik

09.02.2023
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Simon Beizaee; Silvia Seebacher; Hannes Dabernig; Norbert Eisele-Hein; Kunz PR

In den Kitzbüheler Alpen genießen Gäste und Einheimische die Ruhe. Beim Skifahren, Winterwandern, Tourengehen, Rodeln – auf der Hütte und auf dem nahen Campingplatz.

Wer moderne Hightech-Skigebiete gewöhnt ist, begibt sich in der Kelchsau in Tirol auf Zeitreise. An der Talstation eröffnet sich ein Parkplatz ohne Einweiser, dafür mit ganz viel Platz zum parkenden Pkw, der nachts noch auf einem der beiden nah gelegenen Campingplätze gestanden ist. Ein klassischer Zweier-Sessellift, der an eine schwebende Holzbank mit Sicherheitsbügel erinnert, bringt Skifahrer gemächlich nach oben. Die Entdeckung der Langsamkeit zieht sich so durch – an einem Skitag in der Ferienregion Hohe Salve inmitten der Kitzbüheler Alpen. Die Kennzahlen sind schnell erzählt: zwei Schlepplifte und der erwähnte Sessel, Baujahr 1972, insgesamt 16 Pistenkilometer, die im unteren Bereich gar nicht mal so einfach sind, höchster Punkt in 1.605 Meter Seehöhe, zwei Hütten. Überwiegend Einheimische.

Die Kelchsau liegt zwar nur acht Kilometer von Hopfgarten und dem Einstieg in die legendäre Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental entfernt, ist aber ein ruhiges Seitental der Kitzbüheler Alpen geblieben. Hier finden sich Menschen, die nicht auf maximale Pistenkilometer-Leistung aus sind: Sie wollen den Winter genießen. „Wir haben viele, die kurz mal zwei, drei Stunden auf die Piste kommen“, sagt Martin Steinbacher, den alle als den Wirt von der Höhenbrandalm kennen. Offiziell ist der 39-jährige F&B-Manager im Stiftskeller in Innsbruck, doch seit nunmehr zwölf Jahren verbringt er mit seinem eingespielten Team die etwas andere Winterfrische in 1.300 Meter Meereshöhe – auf der Höhenbrandalm, wo sich auf der Sonnenterrasse mittags alle treffen.

 

 

Zünftige Brotzeit: Auf der sonnenüberfluteten Terrasse der Höhenbrandalm erleben Gäste eine wohlige Mahlzeit zwischen Schnee, blauem Himmel und der nächsten Abfahrt ins Tal.

Da sind die älteren Herren, die immer drinnen ihre Karten auspacken und nach ihrer Pressknödelsuppe stundenlang spielen, die Tourengeher-Mädels, die freitags draußen an ihrem Teint arbeiten und sich bei Aperol Spritz die wichtigsten Updates geben, und die Familien von auswärts, die sich offenbar auch alle kennen. „Die einen sind schon fertig mit Skifahren und gönnen sich den ersten Kaffee danach, die anderen mit Kleinkindern und Schlitten stoßen dazu“, erzählt Martin Steinbacher. Viele Stammgäste – und alle bleiben. Keine Hektik, kein Stress, die Zeit steht still.

 

Urige Atmosphäre: Martin Steinbacher feuert auf der Höhenbrandalm für seine Gäste gern den Kamin an. Dann knistert’s nur so vor warmer Gemütlichkeit.

Der Blick reicht über die Täler Langer Grund und Kurzer Grund, in die sich die Kelchsau noch einmal aufspaltet, zum markanten Lodron (1.925 Meter) bis zum Schwaigberghorn (1.990 Meter), hinter dem nachmittags die Sonne untergeht.

Wenn Martin Steinbacher schließt, öffnet Sebastian Astner, 42, auf der anderen Seite des Skigebiets die Haagalm. Nur am Wochenende und feiertags hat er auch tagsüber auf. Seine Zielgruppe sind hauptsächlich Rodler, die sich gern abends noch bewegen, eine gute Stunde mit Schlitten im Schlepptau nach oben wandern, bei ihm einkehren und dann zurück ins Tal sausen. Start und Ziel ist Innerpenningberg, das zu Hopfgarten gehört.

 

Abwärts mit Zisch: Das Skigebiet auf der Haagalm ist besonders bei Rodlern sehr beliebt. Die wandern erst nach oben, stärken sich – und ab geht es wieder nach unten.

Um die perfekte Präparierung kümmert sich der Wirt eigenhändig. „Das ist Chefsache“, lacht der gelernte Koch. Besonders stolz ist Sebastian auf Sachertorte und Kaminwurzen, beides selbst gemacht. Das Fleisch stammt aus der Landwirtschaft seiner Ehefrau Andrea, der Speck von Bruder Michael, der sein Vieh im Sommer rund um die Haagalm weiden lässt. Auch Obstler und Vogelbeer-Schnaps kommen aus der Familienproduktion. Zur Haagalm gehen – das ist in der Ferienregion Hohe Salve längst ein Synonym für Rodeln mit Genuss. Und all das in der abgeschiedenen Kelchsau.

Infobox

Die Kelchsau, das sind drei Lifte, 16 Pistenkilometer, zwei bewirtschaftete Hütten, supergünstige Tarife – und kaum jemand da. Und das mitten in der Ferienregion Hohe Salve in den Kitzbüheler Alpen, Tirol. Die Tageskarte kostet für Erwachsene 31,50, für Kinder 16 Euro. Wer erst um 11, 12, 13 oder 14 Uhr startet, bezahlt weniger. Übrigens: Der Skipass Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental gilt auch hier.

Tourismusverband Ferienregion Hohe Salve, Innsbrucker Straße 1,
A-6300 Wörgl, Tel.: 0043/57507/7010, www.hohe-salve.com

Hopfgarten: Camping Reiterhof, Kelchsauer Straße 49,
Tel.: 0043/ 5335/3512, www.campingreiterhof.at, zur Kelchsau 5,4 Kilometer

Itter: Terrassencamping Schlossberg, Brixentaler Straße 11,
Tel.: 0043/ 5335/2181, www.camping-itter.at, zur Kelchsau 10,3 Kilometer, von beiden Orten aus fahren Skibusse auch in die Kelchsau

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei Camping, Cars & Caravans und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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