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Die Magie mystischer Orte

05.10.2023
Text: Raymond Eckl | Bild: djd/Tourist Information Halberstadt/Stefan Herfurth, Ulrich Schrader, Alexander Kassner, Sebastian Theilig, Camping am See

Berge, Felsen und Wohnhöhlen im Umland von Halberstadt strahlen eine ganz besondere geheimnisvolle Aura aus. Camper erleben neben der malerischen Landschaft zudem eine Zeitreise in der romantischen Altstadt.

Manche Orte in der Welt sind bekannt für eine einzigartige Aura, die sie verbreiten. Wie etwa die Megalithen von Stonehenge in England. Doch Mystery-Fans müssen gar nicht so weit reisen, um Gänsehaut pur zu erleben. Auch südlich von Halberstadt gibt es geheimnisumwitterte Orte, die spannende Geschichten aus der Vergangenheit erzählen, nämlich die Halberstädter Berge.

Vom Kloster Huysburg bei Halberstadt führt ein Rundweg um den Höhenzug Huy durch die Wälder.
Foto: djd Tourist Information Halberstadt/Ulrich Schrader

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Infos zur Stadt

Halberstadt liegt im nördlichen Harzvorland in Sachsen-Anhalt, hat knapp 40.000 Einwohner und ist nicht nur für den mittelalterlichen Dom und die Martinikirche bekannt, sondern auch für die Halberstädter Würstchen der früheren Firma Heine, die diese als erste Firma in einer Dose verpackte. Halberstadt wird das Tor zum Harz genannt.

Die Innenstadt wurde am 8. April 1945 durch einen Luftangriff zu mehr als 80 Prozent zerstört. Während die DDR wenig Interesse am Erhalt der historischen Bausubstanz hatte, sind seit 1990 viele Bauwerke saniert worden. Besonders die nördliche innere Altstadt um die Voigtei und der Stadtteil Westendorf hat noch schöne, gut erhaltene und sehenswerte Fachwerkhäuser. Info: Stadt Halberstadt – Kulturbüro, Holzmarkt 1, 38820 Halberstadt, Tel.: 03941/551410, www.halberstadt.de, www.halberstadt-tourismus.de

Die Thekenberge als Teil der Halberstädter Berge laden zu reizvollen Touren ein.
Foto: djd Tourist Information Halberstadt/ Stefan Herfurth

Die Berge der "Halberstädter Schweiz"

Die malerischen Spiegelsberge, die wild zerklüfteten Klusberge und die urwüchsigen Thekenberge bilden gemeinsam die Halberstädter Berge. Vor 100 Millionen Jahren erhoben sich die massiven Sandsteinfelsen, im Volksmund auch „Halberstädter Schweiz“ genannt, aus den nördlichen Ausläufern des Harzes. Ihre geografischen und geologischen Besonderheiten inspirierten immer wieder zu mystischen Sagen. Auch der Bestsellerautorin Kathrin R. Hotowetz dienten sie als Kulisse ihrer Mystery-Saga „Im Schatten der Hexen“.

In den Klusbergen nahe Halberstadt können Wanderer spektakuläre Sandsteinformationen entdecken.
Foto: djd Tourist Information Halberstadt/ Stefan Herfurth

Ausgrabungen lassen tatsächlich vermuten, dass es sich hier um jahrtausendealte Kultstätten und um ein „versunkenes Heiligtum“ handelt. Kurzweilige Wanderrouten für die ganze Familie führen zu den geheimnisvollen Orten. In den reizvollen Spiegelsbergen erwartet den Besucher der historische Landschaftspark, mit bunten Wiesen, dichten Wäldern, verschlungenen Pfaden und heimlichen Grotten.

Blick auf die Spiegelsberge mit dem Aussichtsturm Belvedere inmitten des malerischen Landschaftsparks.
Foto: djd Tourist Information Halberstadt/ Stefan Herfurth

Die Parkanlage wurde vor knapp 250 Jahren angelegt. Noch heute zeugen der Belvedere Turm, die Eremitage oder das Spiegel-Mausoleum von der einst reichen Parkarchitektur. Das Jagdschloss von 1782 beherbergt in seinem Keller eines der ältesten Riesenweinfässer der Welt mit einem Fassungsvermögen von 144.000 Litern.

Die historischen Höhlenwohnungen von Langenstein

Verlässt man Halberstadt in Richtung Harz, stößt man vor den Toren der Stadt auf das malerische Dörfchen Langenstein. Hier befindet sich ein einzigartiges Zeugnis früherer Wohnkultur: die Höhlenwohnungen von Langenstein. Sie wurden einst von jungen Landarbeiterfamilien in den weichen Sandstein geschlagen. Einige Behausungen dürften sogar aus der germanischen Siedlungszeit stammen.

Die Höhlenwohnungen von Langenstein sind ein einzigartiges Zeugnis früherer Wohnkultur.
Foto: djd Tourist Information Halberstadt/ Stefan Herfurth

Der letzte Höhlenbewohner verließ seine Heimstätte erst 1916. Massive Türen in der Felswand, Fenster mit weißen Gardinen und winzige Gärten mit Küchenkräutern erinnern noch heute an das Leben der einstigen Bewohner. Manchmal scheint es, als würde jeden Moment eine Figur aus einem Tolkien-Roman zur Tür hineinstolpern.

Aber auch ein Rundgang durch den Ort führt auf eine Zeitreise, denn die schmucke Altstadt in Sachsen-Anhalt blickt auf eine reiche Geschichte zurück. Nicht allein der ehemalige Bischofssitz mit dem berühmten Dom und seinem kostbaren mittelalterlichen Domschatz hat die ganze Region am Nordrand des Harzes über Jahrhunderte geprägt.

Mehr als 800 Jahre jüdische Geschichte in Halberstadt

Auch die jüdische Gemeinde hat eine mehr als 800-jährige lebendige Geschichte, im 18. Jahrhundert war sie sogar eine der bedeutendsten in Mitteleuropa. Ein geführter Spaziergang durch das jüdische Halberstadt zeigt in gut zwei Stunden wertvolle und versteckte historische Zeugnisse und macht mit Berend Lehmann bekannt: Als „Hofjude“ im Dienst von August dem Starken war der Kaufmann und Diplomat zu Ruhm und Reichtum gekommen. Er stiftete in Halberstadt ein Rabbinerseminar und eine Gemeindesynagoge, die als eine der prächtigsten Barocksynagogen Deutschlands galt.

Die Klaussynagoge beherbergt heute eine Begegnungsstätte zur Kultur des Judentums.
Foto: djd Tourist Information Halberstadt/ Ulrich Schrader

Das Lehrhaus der Rabbiner und die dazugehörige Klaussynagoge beherbergen heute eine Begegnungsstätte zur Geschichte, Religion und Kultur des Judentums. Von der barocken Gemeindesynagoge ist seit der Pogromnacht nur noch ein Mauerrest erhalten, doch ein Kunstwerk erinnert als Denkort an ihre Ausmaße.

Auf dem ältesten der drei jüdischen Friedhöfe stehen noch kubstvolle Barockgrabsteine.
Foto: djd Tourist Information Halberstadt/ Ulrich Schrader

Rundherum gruppiert sich das jüdische Viertel, in dem manche Fachwerkhäuser hebräische Inschriften tragen. Gut erhalten geblieben ist die Mikwe, ein rituelles Taufbecken. Im Mikwenhaus in der Judenstraße präsentiert das Berend Lehmann Museum in einer anschaulichen Ausstellung die Geschichte der jüdischen Gemeinde Halberstadts. Sehenswert sind auch die drei jüdischen Friedhöfe, zum Teil mit kunstvollen Barockgrabsteinen. Und zum Schluss geht’s ins Restaurant und Café Hirsch, das Spezialitäten aus der jüdischen Küche serviert.

Städtereise Halberstadt: Stadt und Umgebung erleben

Unter www.halberstadt-tourismus.de steht ein Prospekt über unterhaltsame Themenführungen zum Download bereit, aber auch ein Faltblatt für den Stadtrundgang auf eigene Faust. Eine der beliebtesten Erlebnisführungen ist das Walking Dinner, eine kurzweilige kulinarische Tour durch die Halberstädter Altstadt mit zahlreichen Gaumenfreuden in ausgewählten Restaurants: von feinen Suppen im Café und im Restaurant Stephanus am Domplatz bis zum gemütlichen Ausklang im Weinkeller des Halberstädter Hofs.

Bei einem Rundgang durch Halberstadt wird die reichte Geschichte erlebbar.
Foto: Tourist Information Halberstadt/ Alexander Kassner

Ein kundiger Stadtführer begleitet die Gäste und erzählt von spannenden Ereignissen in der Stadt. Daneben gibt es geführte Wanderungen in die Halberstädter Berge mit ihren mystischen Sagen, Touren zu einzigartigen Höhlenwohnungen auf den Spuren der Langensteiner Hobbits, geführte Radtouren oder Rundfahrten mit der historischen Straßenbahn.

Camping am See liegt im Nordosten der Stadt an einem kleinen See und ist die ideale Ausgangsbasis für alle Erkundungen – seien es die mystischen Orte oder die geschichtsträchtige Innenstadt.
Foto: Camping am See
Foto: Camping am See

Campingmöglichkeit

Camping am See, Warmholzberg 70, 38820 Halberstadt, Tel.: 03941/609308, info@camping-am-see.de, www.camping-am-see.de

Der Platz am Halberstädter See bietet verschiedene Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten. Wer sonnenbaden oder schwimmen möchte, der ist hier genau am richtigen Ort. Boote und Wassertreter können ausgeliehen werden. Zum Gelände mit Strand gehören auch ein FKK- und ein Nichtschwimmerbereich sowie ein Sport- und ein Spielplatz. Vergleichspreis: 48 Euro.

Redaktion
Raymond Eckl
Raymond Eckl ist schon seit 1994 bei Camping, Cars & Caravans und wurde bereits ein Jahr später zum Chefredakteur.
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