> Praxis: Reifenpanne am Auto oder Caravan

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19.04.2024
Text: Raymond Eckl | Bild: Baurix, Pixabay, Dekra, MNStudio

Eine Reifenpanne am Auto oder Caravan ist nicht nur unangenehm, sie kann auch teuer werden. Es muss aber nicht immer ein neuer Reifen sein. Eine günstigere und ressourcenschonende Lösung ist die Reparatur des Reifens. Doch wann ist eine Reifenreparatur möglich und was ist zu beachten?

Wer schon einmal in den Tropen war, kennt das vielleicht. Ein Loch in einem Autoreifen wird einfach mit einem Bananenblatt geflickt und weiter geht die Fahrt. Ganz so einfach ist es bei uns nicht, aber „im Prinzip lässt sich an Reifen sehr viel reparieren“, erklärt Christian Koch, Reifen-Sachverständiger bei Dekra. Ein kleiner Schaden muss nicht gleich zum Austausch des kompletten Reifens führen. Fachgerecht repariert, kann man ihn oft trotzdem noch lange fahren.

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„Es gibt den Mythos, man könne nur Reifen reparieren, die bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit zugelassen sind. Das stimmt definitiv nicht“, betont Koch. „Es kommt immer darauf an, wie groß der Schaden ist und in welchem Zustand sich der Reifen insgesamt befindet.“ So darf er beispielsweise nicht im drucklosen Zustand gefahren worden sein. Insbesondere der Bereich, in dem die Lauffläche in die Seitenwand übergeht, darf keine Schäden aufweisen. Motorradreifen dürfen ausschließlich im Bereich der Lauffläche repariert werden.

„Das Knifflige an einer Reifenreparatur ist weniger die Durchführung der Reparatur selbst als die fundierte Beurteilung, ob ein Reifenschaden reparaturfähig ist. Das ist eine komplexe Fragestellung, die in die Hand eines Reifenfachbetriebes mit ausgebildetem und erfahrenem Personal gehört“, betont der Sachverständige. Dies ist ein Job mit Verantwortung, denn mit der Reparatur übernimmt der Betrieb die Haftung dafür, dass der Reifen verkehrssicher und in seinen Gebrauchseigenschaften wieder genauso gut ist wie das Original.

Hochqualitative Reparatur-Sets wie das 68-teilige Set von Baurix kosten um die 30 Euro.

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Das gehört in ein zugelassenes Reparatur-Set für schlauchlose Reifen

Um einen beschädigten Reifen zu reparieren, benötigt man ein Reparaturset. Das Set sollte zugelassen und mit allen benötigten Teilen ausgestattet sein.

  • T-Griff Einsatzwerkzeug
  • T-Griff Spiralsondenwerkzeug/
  • Spiralbohrer
  • Schmiermittel
  • Reparaturstopfen
  • Zange
  • Cuttermesser
  • Sechskant-Werkzeug
  • Schutzhandschuhe
  • Reifendruckmessgerät
  • Sechskant-Werkzeug
  • Ersatznadeln
  • Ventilkappen und -verlängerungen
  • Gebrauchsanleitung

Um zu beurteilen, ob ein Reifen für eine Reparatur geeignet ist, ist es zwingend erforderlich – und in Deutschland auch gesetzlich vorgeschrieben –, den Reifen von der Felge zu demontieren. Nur so kann ihn der Fachmann in seiner Gesamtheit auch von innen prüfen. „Bei einer Reifenreparatur von außen fehlt diese Sicherheit. Das Risiko eines Reifenausfalls, unter Umständen bei höheren Fahrgeschwindigkeiten, fährt dann immer mit“, warnt der Experte. „Aus technischer Sicht ist die eigentliche Reifenreparatur heute kein Hexenwerk mehr“, sagt der Dekra Reifensachverständige. Sie wird den Verbrauchern gegenüber sogar immer wieder als einfache, in Eigenregie durchzuführende Lösung suggeriert.

Der Experte empfiehlt Laien jedoch, die Finger davon zu lassen. Neben Ausbildung, Fachwissen und Erfahrung ist dafür auch das Equipment erforderlich, den Reifen von der Felge zu demontieren. Wer sich die Option für eine Reifenreparatur offenhalten möchte, darf bei einer Panne im Übrigen keine Fehler machen. Wer im Pannenfall zum Beispiel ein Pannenspray verwendet oder zum Abdichten gummierte Schnüre von außen einbringt, muss zügig eine Werkstatt aufsuchen. „Solche Lösungen sind für nur kurze Strecken geeignet. Es handelt sich nicht um eine Reparatur, sondern lediglich um eine temporäre Wiederherstellung der Gebrauchseigenschaften“, so der Experte.

Zudem ist aufgrund einer solchen Notmaßnahme eine professionelle Reifenreparatur nicht mehr zulässig. Der betroffene Reifen muss daher ausgetauscht werden. Es ist auch nicht ratsam, eingefahrene Fremdkörper aus dem Reifen ziehen, denn das führt unmittelbar zum Druckverlust. Auch sollte mit plattem Reifen selbst über kurze Strecken nicht weitergefahren werden; dies würde den Reifen zerstören.

Eine flexible Lösung für die Reifenpanne bietet ein komplettes Ersatz- oder ein Notrad im Auto, sofern der Platz im Kofferraum ausreicht. Damit wahrt man im Fall der Fälle auch die Möglichkeit, den Reifen anschließend reparieren zu lassen. Ein Reifenreparaturset ist zwischen 25 und 50 Euro zu haben. Es enthält das notwendige Werkzeug und die benötigten Materialien, um einen Reifen zu flicken und zu vulkanisieren.

 

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Redaktion
Raymond Eckl
Raymond Eckl ist schon seit 1994 bei Camping, Cars & Caravans und wurde bereits ein Jahr später zum Chefredakteur.
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