> Tipps zum Wintercamping mit dem Wohnwagen

Perfekt durch den Campingwinter

25.01.2024
Text: Raymond Eckl | Bild: Natterer See, Yuasa, Truma, Fischer, Adria, Alde, Nokian, Weißenfels

Wintercamping ist die Krone des Campings und sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber mit der richtigen Ausrüstung und mit der richtigen Herangehensweise kann es zum großen Spaß werden. Die wichtigsten Tipps zum Wintercamping mit dem Wohnwagen haben wir hier zusammengefasst.

Camping hat sehr viel mit guter Organisation und richtiger Taktik zu tun. Gewisse Verhaltensmuster müssen einfach sein, damit alles klappt. Diese Verhaltensmuster kombiniert mit der richtigen Ausrüstung sind beim Wintercamping von noch größerer Bedeutung. Camping im Winter findet immer mehr Freunde – und dies nicht nur in den Skigebieten: Das Leben im Freien ist ein anderes, wenn es kälter wird. Die typischen Urlaubsgegenden sind ruhiger, man lebt achtsamer und reduziert sich auf das Wesentliche.

Bei alldem bleibt es immer ein kleines Abenteuer, mit den Unbilden der Jahreszeiten klarzukommen. In der vergangenen Ausgabe von CCC haben wir das optimale Wintervorzelt vorgestellt – oder besser, wie es sein sollte, damit bei Schnee und Eis kein Verdruss aufkommt. Aber auch viele anderen Ausrüstungsgegenstände oder Helferlein müssen auf Wintercamping eingestellt sein – bis hin zu den richtigen Klamotten.

Fahren im Winter

Eine generelle Winterreifenpflicht gibt es in Deutschland nicht, stattdessen eine situative (§ 2 (3a) StVO), die bei winterlichen Straßenverhältnissen wirksam wird.
Foto: Nokian

Winterreifen und Luftdruck

Winterreifen sollten bei winterlichen Bedingungen stets eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern aufweisen. Unter vier Millimetern gilt der Reifen in Österreich als Sommerreifen, es drohen saftige Strafen. Wer auf Ganzjahresreifen unterwegs ist, muss auf ein Fabrikat mit Schneeflocke oder POR-Kennzeichnung setzen. Sonst wird der Reifen in manchen Reiseländern nicht als Winterausrüstung akzeptiert.

Der Luftdruck: Wer bei Schnee und Eis unterwegs ist, sollte den Reifenfülldruck um 0,2 bar gegenüber dem vom Fahrzeughersteller empfohlenen Wert erhöhen. Der erhöhte Druck öffnet das Lamellenprofil der Winterreifen weiter, was sowohl der Griffigkeit der Pneus zugutekommt, aber auch die Selbstreinigung des Profils fördert.

Nur die ausreichende Profiltiefe und die richtige Gummimischung sorgt für den richtigen Grip auf Schnee.
Foto: Michelin
Foto: Weissenfels

Testsieger Schneeketten

Die beste Kette laut aktuellem Test der FAZ ist die Weißenfels SUV Clack & Go. Sie ermöglicht maximalen Montage-Komfort dank eines ausgeklügelten Mechanismus. Die besteht aus 13 Millimeter starken Kettengliedern. Diese sind an den Außenkanten so gearbeitet, dass keine Verletzungsgefahr besteht.

Das Besondere ist, dass das Weissenfels-System über zwei separate automatische Spannungsvorrichtungen verfügt. Auch preislich kann es punkten. Der Preis startet bei 145 Euro. Auch gut wurde die RUD Compact Easytop V bewertet. Sie spannt sich automatisch, schützt die Felge und ist blitzschnell aufgezogen, sagen die Tester. Der Preis startet bei 165 Euro.

Spiegel, Scheinwerfer, Scheiben

Die Sicht aus der Windschutz- und den Seitenscheiben sollte stets frei, Spiegel und Scheinwerfer sauber und eisfrei sein. Ein kleines Guckloch in der Windschutzscheibe reicht nicht aus. Eiskratzer und ein sauberes Tuch gegen Kondenswasser innen an den Scheiben gehören in jedes Zugfahrzeug. Scheibenwischer sollten in der dunklen Jahreszeit neuwertig, der Wischwassertank samt Frostschutz voll sein.

Trocknet aufgewirbelter Schmutz von der Straße auf der Windschutzscheibe, ist binnen Sekunden die freie Sicht nach vorn dahin. Rutscht Schnee während der Fahrt vom Dach, kann das für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer gefährlich werden. Unbedingt Schnee vor Fahrtantritt vom Fahrzeugdach entfernen. Rutschen kann man auch beim Einsteigen – Schuhsohlen sollten dann aber trocken sein. Sonst besteht Rutschgefahr auf den Pedalen. Auch ansonsten gilt: Möglichst wenig Schnee an der Kleidung ins Fahrzeug bringen. Die erhöht die Feuchtigkeit im Fahrzeug und die Gefahr beschlagener Scheiben.

Foto: Nokian

Sichere Fahrt im Winter

Die Hände liegen in der Position drei und neun Uhr auf dem Lenkrad, der Oberschenkel liegt auf dem Sitz auf, das Bein ist bei vollem Druck aufs Bremspedal nahezu, aber nicht ganz gestreckt. So ist man adäquat auf Extremsituationen vorbereitet. Auf Nässe, Schnee und Eis verlängert sich der Bremsweg enorm. Halten Sie Abstand – und passen Sie Ihre Geschwindigkeit unbedingt den Bedingungen an. „Fühlen“ Sie übers Lenkrad den Untergrund und gehen Sie behutsam mit Bremse, Gas und Kupplung um. Maximale Bremswirkung erzielen Sie durch Kupplung treten und voll auf die Bremse! Das Zusammenspiel von ESP und ABS in modernen Zugwagen hält das Fahrzeug in der Spur – auch in der Kurve.

Aufgepasst mit älteren Fahrzeugen: Der Caravan schiebt mit blockierten und rutschenden Vorderrädern aus der Kurve heraus? Dann von der Bremse gehen, bis Reifen wieder lenkbar sind und behutsam neu einlenken. Fahrzeuge mit Vorderradantrieb schieben bei zu starkem Einlenken über die Vorderachse. Tipp: Lenkeinschlag reduzieren, Gas wegnehmen, bis die Vorderachse wieder Grip aufbaut und dann behutsam Zugwagen wieder auf Spur bringen.

Anders bei hinterradangetriebenen Fahrzeugen: Hier hält ESP die Fuhre perfekt in der Spur. Hektisches Gegenlenken provoziert meisteine zu starke Reaktion des Fahrzeugs. Meist reicht eine ¼ Lenkradumdrehung völlig aus. Grundsätzlich werden Ketten an der angetriebenen Achse montiert. Wer allerdings eine lange, steile Bergabfahrt vor sich hat, sollte die Ketten an der Hinterachse montieren. So verhindert er, dass das schlechter gebremste Heck (ohne Kette) ausbricht.

Unter vier Grad Umgebungstemperatur droht gefährliches Glatteis. Ein Eisbelag bei vergleichsweise milden Temperaturen ist häufig gefährlicher als bei strengem Frost, da sich um den Gefrierpunkt herum auf Eis ein Wasserfilm bilden kann. Brücken kühlen von unten aus, deswegen bleibt dort Schnee früher und länger liegen. Schon die Feuchtigkeit von Nebel lässt die Fahrbahn überfrieren. Nebenstraßen und Autobahnausfahrten sind meist weniger befahren und werden häufig wenig oder gar nicht geräumt oder gestreut. Wer hier zu schnell ist, landet schnell im Straßengraben.

Beim Runterschalten sollten Gespannfahrer die Kupplung gefühlvoll kommen lassen. Das verhindert, dass die Antriebsräder beim Einkuppeln auf glattem Untergrund blockieren. Kommt das Zugfahrzeug durch die Einwirkung der Motorbremse dennoch ins Rutschen, schnell auskuppeln und sanft bremsen. Im Winter gehört eine warme Decke, Handschuhe für den Pannenfall, Unterlegmatten fürs Anlegen der Ketten, Taschenlampe, Schneeketten und/oder eine Anfahrhilfe ins Fahrzeug.

Die Heizung

Wer einen Caravan hat, hat auch eine Heizung. Nicht jede ist für echten Winterbetrieb geeignet, daher sollte im Vorfeld schon einiges geklärt werden. Viel hilft viel? In puncto Heizleistung in Caravans trifft diese Aussage nicht unbedingt zu. Es reichen oft schon 3,5 Kilowatt Heizleistung mit Umluft, um ein ordentlich isoliertes Fahrzeug von bis zu sechs Metern Länge auch im Winter warm zu bekommen. Wer tatsächlich „Luft nach oben“ wünscht, also beispielsweise Heizpower für den Winterurlaub am Nordkap, braucht eine Heizung im Caravan, die bei gemäßigten Außentemperaturen eine kleine Heizstufe für den Dauerbetrieb anbietet – wie etwa die Truma Combi.

Bildergalerie

Wer eine Combi-Heizung von Truma im Caravan hat und hin und wieder von Strompauschalen des Campingplatzes profitieren möchte (schont Gasvorräte), muss beim Fahrzeugkauf unbedingt darauf achten, dass der E-Kit in der Combi schon verbaut ist. Dieser ist nicht nachrüstbar. Echte Winterfanatiker haben eine Warmwasserheizung an Bord, die im Prinzip der Zentralheizung im Eigenheim oder der Wohnung entspricht.

Aber wie ist bei Problemen zu verfahren? Wenn die Heizung nicht startet, sollte der erste Kontrollblick immer dem Betriebsstoff gelten. Die Gasflaschen müssen ausreichend gefüllt sein. Bei zwei Gasflaschen kontrollieren: Hat die automatische Umschaltung von der leeren auf die volle Flasche funktioniert? Crashsensor im Blick behalten und womöglich Reset-Knopf drücken.

Die Warmluftansaugung und Ausströmer sowie Konvektoren müssen unbedingt frei sein. Vor Ausströmern sollten keine Schuhe stehen, auf Konvektoren keine Kleidung oder Kissen liegen. Hier gilt das physikalische Prinzip: Warmluft muss sich bewegen können, sonst bleibt es kalt im Caravan. Wo sitzt der Temperatursensor der Heizung? Er sollte zentral im Wohnraum positioniert sein, im Idealfall etwa 1,0 bis 1,2 Metern überm Boden in einem Wohnbereich, wo die Wärme besonders wichtig ist. Der Sensor sollte frei von Luft umgeben sein, aber nicht von einem Warmluftauslass angeblasen werden oder Nahe der Aufbautüre platziert sein.

Den Wohnwagen regelmäßig lüften. Feuchte Luft muss raus – trockene Frischluft erwärmt sich leichter. Die Konvektoren der Alde-Warmwasserheizung müssen von unten Kaltluft ansaugen, um nach oben Warmluft abgeben zu können. Ein simples, aber effektives physikalisches Prinzip. Der Luftstrom muss in Bewegung bleiben. Daher gilt: Ansaugung nicht verstellen und oberhalb der Konvektoren den Luftstrom nicht durch dort abgelegte Kleidung oder Kissen behindern.

Wintercamping in Verbindung mit der richtigen Ausrüstung und dem richtigen Campingplatz kann eine echte Offenbarung sein – vor allem wenn das Wetter mitspielt und die Natur mit Schnee bedeckt ist.
Foto: Ferienparadies Natterer See

Die Energiereserven

Grundsätzlich hängt der Caravan auf dem Wintercampingplatz am Landstrom. Damit wäre eine Grundversorgung mit Licht und Wärme garantiert, wenn ein kleiner Heizlüfter an Bord ist. Für die richtige Wärme ist Gas aber unerlässlich. Wer mit Strom heizen will, braucht ein großes Sparschwein. Gas ist nun auch nicht mehr billig, aber ergiebiger. Mit 11 Kilogramm kann ein Caravan zwei bis drei Tage beheizt werden, dann ist Flaschentausch angesagt. Von Vorteil ist hier ein automatische Umschaltanlage, die von der Leeren auf die volle Flasche wechselt. Dann bleibt es nachts warm und am nächsten Tag kann entspannt getauscht werden.

Mit Yuasa ist ein neuer Player am Markt, der mit speziell aufeinander abgestimmten Batterien und Ladegeräten für den Campingbereich aufwartet.
Foto: Yuasa

Komplett auf Nummer sicher gehen Camper an der Gasanlage des Platzes. Das bieten aber nur wenige an. Wer autarker denkt und Strom auch von der Sonne bezieht, kann zumindest die Warmluftverteilung günstig gestalten. Eine Batterie ist ja meist über die Rangierhilfe an Bord und könnte beim Wechsel vergrößert werden. Aber nur intelligente Ladegeräte überwachen und warten die Batterien konstant, erhalten die optimale Spannung und sorgen so dafür, dass Sicherheitssysteme und Speicher aktiv bleiben. Daher ist es wichtig, dass das verwendete Ladegerät mit den Batterien kompatibel ist, um Schäden und Ausfälle zu vermeiden.

Redaktion
Raymond Eckl
Raymond Eckl ist schon seit 1994 bei Camping, Cars & Caravans und wurde bereits ein Jahr später zum Chefredakteur.
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